Textilien aus Hallstatt
Das eisenzeitliche Salzbergwerk in Hallstatt
(Salzwelten Hallstatt) bietet durch
die vorzüglichen Erhaltungsbedingungen organischer Materialien einen Blick in die Welt vor 3000 Jahren, der in
dieser Form bei den meisten archäologischen Fundstellen nicht möglich ist. Die Textilüberreste sind wegen ihrer
Seltenheit von besonders großem Wert. Die Gewebe aus dem Salzbergwerk sind großteils aus Wolle und sind teils extrem
fein und sehr hochwertig.
Die Stoffe wurden in der Eisenzeit am Gewichtswebstuhl gefertigt, wobei nicht nur die einfache Leinenbindung gewebt
wurden. Die beliebteste Bindungsart in Hallstatt ist der Gleichgratköper, seltener sind Spitzgrat (oder
Fischgrat)köper, oder auch Panamabindung.
Eine interessante und ausgefeilte Musterungstechnik ist jene, bei der einfacher Gleichgratköper gewebt wurde. Da
sich jedoch S- und Z- gedrehte Garne streifenweise abwechseln, entsteht der optische Eindruck, als ob es sich um
einen Spitzköper handeln würde, je nach Lichteinfall erscheinen die verschiedenen Streifen auch dunkler als die
anderen.
Bei den Webereien sind die Anfangskanten oft als Ripskanten gestaltet, da diese sehr stabil sind. Rips ist neben den
Webkanten auch in Form von Bändern zu finden, die in Gitterweberei gefertigt wurden. Die Ripsbänder sind teilweise
auch mehrfarbig ausgeführt. In der Hallstattzeit schätzte man offenbar farbige Bänder als Besatz von Gewandkanten,
wie dies auch die Brettchengewebe eindrucksvoll zeigen. Eines davon war offensichtlich als Ärmelbesatz verwendet
worden.
Der hallstattzeitliche Weber hat bereits Garne oder auch die fertigen Stoffe künstlich gefärbt (blau, gelb,
grün...); man hat aber auch die natürlichen Farben der Schafhaare (weiß, braun, schwarz) zunütze gemacht. Dies ist
besonders in den Streifenmustern und "Schotten"Muster sichtbar, die sich aus verschiedenfarbigen Kett- und
Schußfäden ergeben.
In Hallstatt fallen auch die vielen Beispiele von Näharbeiten, und damit für planvolle Schneiderei auf. Die Säume
und Nähte wurden mit großem Geschick ausgeführt, wie eine Ziernaht in brau und weiß eindrucksvoll zeigt. Es sind
auch mehr oder weniger sorgfältige Flickungen mit teils sehr groben Fäden vorhanden, die anscheinend ad hoc
vorgenommen wurden.
Leider sind die vorgefundenen Textilreste jedoch zu klein, als daß man das Aussehen der Kleidung rekonstruieren
könnte.